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Besuchsdienst im Wohnviertel – Konkrete Hilfe in Notlagen. Zwei Caritasfrauen erzählen von ihrer Tätigkeit

Caritas, Ehrenamtskampagne

Wilma Gröschel aus Siegen und Anna-Maria Viehöfer aus Dahlbruch sind schon seit vielen Jahren ehrenamtlich in den Caritaskonferenzen tätig. Als Straßensammlerinnen für die Caritas besuchen sie katholische Christen in ihren Gemeinden und halten so Kontakt zu den Gemeindemitgliedern. Bei einem Gespräch erfahren sie, wie es den Menschen geht, ob sie einsam sind, zurückgezogen leben oder helfen auch in konkreter Not.

Caritas, Ehrenamtskampagne

Interviewerin: Wie sind Sie zu dem Ehrenamt gekommen?

Gröschel: Die langjährige Caritasvorsitzende Renate Budzyn von St. Peter-und-Paul fragte mich vor 18 Jahren, ob ich Helferin bei der Caritas werden wollte. Da ich die Arbeit schon von meiner Mutter her kannte, sagte ich zu. Von dem Zeitpunkt an sammelte ich in einigen Straßen in unserem Bezirk bei den Katholiken für die Caritas. 80% von dem gespendeten Geld wird für caritative Zwecke in unseren Gemeinden verwandt. Zum Beispiel unterstützen wir damit den Mittagstisch „Guten Appetit“. Es werden aber auch Kinder beim Schulessen bezuschusst und Lebensmittelgutscheine ausgegeben.

Viehöfer: Wir haben vor 15 Jahren in Hilchenbach die Caritaskonferenz gegründet. Ich wollte mich in der Gemeinde engagieren und an einem Ort, an dem man mit Menschen zusammen kommt und Hilfe leisten kann. Es war eine tolle Gelegenheit, es fand sich eine neue Gruppe zusammen. Ich habe mich dann direkt in den Vorstand als Schriftführerin wählen lassen. Als unser langjähriger Vorstandsvorsitzender zurückgetreten ist, wurde ich zur Nachfolgerin gewählt. Mir war wichtig, etwas Tatkräftiges zu tun und nicht nur im rein religiösen Bereich tätig zu sein. Ich wollte Menschen helfen.

Interviewerin: Was machen Sie konkret?

Viehöfer: Wenn Menschen uns um Hilfe bitten, besuchen wir sie zu zweit, um die Situation einschätzen zu können und Vertrauen aufzubauen. So können sich beide Seiten ein Bild voneinander machen. Es sind oft komplexe Situationen, und häufig geht es auch um eine finanzielle Unterstützung. Dann schauen wir, wo die Hilfe am dringlichsten ist. Zum Beispiel war manchmal Unterstützung bei schulischen Dingen gefragt oder bei der Ausrichtung einer Kommunionsfeier. Bei solchen Problemen können wir ganz direkt helfen.
Bei unserer Unterstützung stellen wir die Verschwiegenheit sehr in den Vordergrund. Wenn wir noch einen weiteren Helfer hinzuziehen, der sich besser auskennt, dann immer nur mit dem Einverständnis der Betroffenen. Natürlich vermitteln wir auch an die Fachdienste der Wohlfahrtsverbände wie Caritas oder Diakonie – jedoch immer nach Rücksprache. Wir bieten auch an, dass die Menschen, meistens Familien, mit uns in Kontakt bleiben können und wir sie so ein wenig begleiten.

Interviewerin: Eine ganz unbürokratische Hilfe?

Viehöfer: Ja, eine unbürokratische und häufig schnelle Hilfe, wenn wir das in unserem Rahmen können. Wir schauen, wer vom Vorstand die Hilfesuchenden besuchen könnte und treffen dann Entscheidungen stets zu zweit. Oft lassen wir auch unser Bauchgefühl sprechen.

Interviewerin: Was macht Ihnen Freude an Ihrem Ehrenamt?

Gröschel: Viele ältere Menschen freuen sich, wenn jemand Zeit für sie hat. Es ist für sie eine willkommene Abwechslung. Man erfährt viel von früher, vom Krieg von Vertreibung, von der Familie, von Krankheiten aber auch von schönen Erinnerungen. Ich denke oft, „schade, dass es niemand aufschreibt! Manchmal bekomme ich bei einem Besuch auch schon mal ein Kuchenrezept oder Einmachtipps, ein Strickmuster oder einen guten Rat. Das ist sehr schön! Wenn es dann zum Abschied „bis bald“ heißt, gehe ich mit einem guten Gefühl.

Viehöfer: Es macht Freude, wenn nur durch ein Gespräch oder Zuhören wieder Hoffnung entsteht. Und wenn wir dann mit unseren bescheidenen Mitteln auch konkrete Hilfe leisten können, ist das schon sehr schön. Freude macht es auch, wenn man aus einem Gespräch herausgeht und , selbst viel gewonnen hat an Menschenkenntnis und an Verständnis dafür, wie Menschen in Notlagen geraten können. Oft haben Menschen schon aufgrund ihres Aufwachsens wenig Chancen, anders zu leben, und ihre Situation ist nicht einfach nur persönlich verschuldet, wie man meinen könnte. Man lernt viel auch für das eigene Leben.

Interviewerin: Gibt es eine schöne Begebenheit?

Gröschel: Vor einiger Zeit bekam ich von einer Seniorin ein Paar selbstgestrickte Hausschuhe mit einem wunderschönen Muster für meinen Enkel geschenkt. Er hat sich sehr gefreut und hatte sie den ganzen Winter in der Wohnung an.

Viehöfer: Ich genieße in unseren Versammlungen mit den älteren Caritasfrauen das Gemeinschaftsgefühl. Das wollte ich ja auch von Beginn an, etwas enger dazu zu gehören und in einer christlichen Gruppe tätig werden, in der alle die gleichen Ziele haben. Und das ist ja bei uns durch Herrn Rump, dem ehemaligen Vorsitzenden, sehr bewusst ökumenisch umgesetzt worden: die Kleiderstube, der Tisch, die Flüchtlingshilfe, und, und, und.

Interviewerin: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Gröschel: Ich wünsche mir mehr jungen Nachwuchs, denn das Durchschnittsalter unserer Helferinnen ist sehr hoch. Wir würden uns über neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen, die uns bei den Besuchen im Krankenhaus und Altenheimen unterstützen.

Viehöfer: Ich wünsche mir ebenfalls, dass mehr jüngere Menschen bei der Caritas mitmachen. Vielleicht muss man auch jüngere Menschen ansprechen, zum Beispiel Studierende, für Projekte wie die Schülerhilfe. Wichtig ist, dass die ehrenamtliche Arbeit gut vereinbar ist mit der eigenen Lebenssituation und dass der Einsatz überschaubar ist.

Interviewerin: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen

Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V.
Ilse Zalewski
Tel.: 0271/23602-18

Bildunterschrift: Wilma Gröschel, Caritaskonferenz St. Peter-und-Paul

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