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„Hand in Hand – Flüchtlinge und Studierende gemeinsam“

Evangelische Studierendengemeinde
„Hand in Hand – Flüchtlinge und Studierende gemeinsam“

Das Projekt der Ev. Studierendengemeinde ist dem Förderschwerpunk „Willkommenskultur“ zuzuordnen. Durch das Projekt soll ein besseres Verständnis füreinander entwickelt werden und zwar sowohl bei den beteiligten Flüchtlingen und Studierenden als auch im gesellschaftlichen Umfeld, um so dem teilweise immer noch negativ besetzten Bild von Flüchtlingen entgegen zu wirken. Mit der Frage „wovon träumst du – Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft“ sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei beiden Personengruppen erarbeitet werden. Das Ergebnis soll eine Ausstellung werden.

 

Hier die Eröffnungsrede von Pfr. Dietrich Hoof-Greve

Ich packe meinen Koffer und nehme mit … eine Zahnbürste .. ein Handtuch … einen Roman Sonnencreme…
Immer wieder gerne gespielt auf Freizeiten, dieses memory Spiel. Wehe, wenn man als Letzter dran kam.
„Sie werden lachen, die Bibel.“ Mit dieser Antwort verblüffte Bernd Brecht, als er gefragt wurde, welches Buch er mit auf eine einsame Insel nehmen würde.
 
Welches Buch würden Sie, Frau Dr. Stegemann von der Unibibliothek mitnehmen?
(Antwort: Das Bestandsverzeichnis!)
Was so spielerisch daher kommt, ist für viele, die sie auf diesen Folien hier sehen, kein Spiel gewesen. Sie kommen aus Afghanistan, Afrika, Syrien und Tadschikistan. Sie haben ihre Koffer, Rucksäcke und Plastiktüten gepackt und haben sich auf den Weg in ein besseres Leben gemacht. Niemand verlässt ohne Not seine Heimat.
Wir wissen nicht im Einzelnen, was sie mit sich getragen haben über die Grenzen über das Mittelmeer oder die Balkanroute.
Aber wir wissen, dass sie diese Reise hierher nie geschafft hätten, ohne den Mut, zu überleben und ohne die Hoffnung auf ein Leben in Frieden, ohne Angst, in Sicherheit. »Wünsche sind für das Gelingen der Zukunft so wichtig wie die Uhrzeit, um pünktlich zu sein«.
Amir, Ruad, Abdul, Sitora … sie haben uns Auskunft über ihre Wünsche gegeben.
Die andere Hälfte der abgebildeten Personen leben in Deutschland, ohne je einen Asylantrag gestellt zu haben, ohne andere Menschen, die sie wahrscheinlich kaum verstehen,  in alles entscheidenden Interviews  davon überzeugt zu haben, ihnen ein Bleiberecht zu gewähren.
Sie kommen irgendwo aus dem Einzugsgebiet der Universität Siegen. Aber auch sie sind auf dem Weg zwischen Schule und Beruf, voll gespickt mit Wünschen für ihre Zukunft.
Sind diese Wünsche der einen von den in der anderen zu unterscheiden? Sehen wir in den Gesichtern, welche Geschichte dieser Mensch hat?
Wir haben versucht, mit wenigen Bildern und Worten Stereotypen aufzubrechen. Wir haben versucht, Geflüchteten ein Gesicht und einen Satz zu geben. Wir wünschen uns, dass uns die Wünsche und Gesichter zurückführen auf uns, unsere Vorurteile und Klischees entlarven, uns zu unseren eigenen zukunftswünschen und elementaren Bedürfnissen zurückzuführen.
Wir wissen nicht, was Studierende und Geflüchteten mitnehmen auf ihrer Reise in die Zukunft, aber von einem bin ich mir sicher, dass es jeder und jede im Gepäck hat:  Hoffnung auf Veränderung zum Besseren oder vielleicht noch weniger: irgendwie durchkommen, überleben!
Ein Empfang wie dieser kann nicht mit Sekt und Kanapee gefeiert werden. »Passt nicht!« sagten wir uns in der Vorbereitungsgruppe um Frau Stegemann, der ich an dieser Stelle ganz herzlich danke, dass sie diese Ausstellung so liebevoll bis zu diesem Moment begleitet hat.
Aber was passt:
Wir möchten Ihnen gerne trotzdem ein Häppchen reichen: Flucht Brot. Ungesäuertes Brot, Matzen genannt. Es soll uns erinnern eine alte Fluchtgeschichte, als die Israeliten nach 400 Jahren Knechtschaft Hals über Kopf aus Ägypten flohen. Da keine Zeit mal war, um Sauerteig anzusetzen, Gebot der Gott Israels zur Fluchtvorbereitung, ungesäuertes Brot zu backen. In wenigen Tagen feiert man im  Judentum das große Fest der ungesäuerten Brote. Eine Woche lang isst man nur ungesäuertes Brot. Maximal 18 Minuten dauert die Vorbereitung vom kneten des Teichs bis zu fertigen Matze.
Elementare Wegzehrung damals. Erinnerung, dass es vielleicht manchmal ganz wenig ist, was wir brauchen um in der Zukunft gut anzukommen. Dazu reichen wir arabischen Kaffee. Süß und mit einem Hauch von Kardamon.
„Ich packe meinen Koffer ….“ Wenn Sie von hier weggehen, wünsche ich Ihnen, dass Sie auf jeden Fall einige Begegnungen und Anregungen – heimlich oder offen – eingesteckt haben.
Ich wünsche Ihnen dafür jede Menge Platz im Gepäck!
Einige von den abgebildeten Personen sind hier danke, dass ihr gekommen seid.
Diese Ausstellung hätte nicht realisiert werden können ohne unseren großen Sponsor, das Bundesfamilienministerium. Wir wurden im Rahmen des Projekts „Demokratie leben!“ – gegen Rechtsextremismus und gegen Gewalt für mehr Toleranz – gefördert und konnten somit diese RollUps anschaffen.  Stellvertretend danke ich Frau Dorothee Kam, die diesen Weg geduldig begleitet hat. Danke, dass du gekommen bist, Doro.
Und zum Schluss einen Dank an Hartmut Sperl, unseren heutigen Pianisten, der mich vor einigen Monaten anrief und seine Unterstützung in der Flüchtlingsrabeit anbot!! Danke für deinen Einsatz hier und in der Notunterkunft.

 

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